Schmerztherapiegruppe für Kinder und Jugendliche
Multimodale Schmerztherapiegruppe für Kinder und Jugendliche
Wenn wir Schmerzen haben, denken wir zuallererst, dass etwas mit unserem Körper nicht in Ordnung ist und wir schnell die Ursache für den Schmerz beheben müssen, damit er wieder aufhört und der Körper bald geheilt und in seinen Funktionen wiederhergestellt ist. Wir gehen also von einem akuten Schmerz aus.
Was aber, wenn ein Schmerz immer wieder kommt, obwohl keine körperliche Verletzung vorliegt?
Der Unterschied zwischen akuten und chronischen Schmerzen
Ein akuter Schmerz ist Zeichen einer äußeren oder inneren Schädigung des Körpers, er hat damit eine sinnvolle Warn- und Schutzfunktion. So ermöglicht er es uns, schnell darauf zu reagieren und einer weiteren Verletzung vorzubeugen (z.B. bei der Verbrennung an einer heißen Herdplatte). Spätestens wenn die Wunde verheilt ist, hört auch der Schmerz wieder auf. Anders als bei akuten Schmerzen, haben chronische Schmerzen ihre sinnvolle Alarmfunktion für einen körperlichen Schaden verloren. Stattdessen hat sich der Schmerz verselbstständigt und ist zum eigentlichen Problem geworden. Die genauen Ursachen der Schmerzen sind häufig nicht (mehr) eindeutig feststellbar und können als Ergebnis von wiederholten Lernerfahrungen betrachtet werden. Häufig sind chronische Schmerzen durch medizinische Untersuchungsverfahren nicht vollständig erklärbar.
Chronische Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen
„In Deutschland leben derzeit schätzungsweise 350.000 Kinder und Jugendliche, die an stark beeinträchtigenden chronischen Schmerzen leiden – die Tendenz ist steigend. Die Kinder leiden an Kopfschmerzen, Bauchschmerzen sowie Muskel- und Gelenkschmerzen. Neben der Schmerzerfahrung an sich zeigen sich negative Auswirkungen in unterschiedlichen Lebensbereichen […]: Schulfehlzeiten, Beeinträchtigungen in Freizeit und Familienleben sowie Angst oder Depression aufgrund der chronischen Schmerzen stellen eine immense Belastung […] dar".
Eine wichtige Botschaft an Betroffene lautet: die Schmerzen sind echt und keine Einbildung!
Im Gegenteil: Chronische Schmerzen verursachen häufig einen besonders großen Leidensdruck, denn sie greifen in fast alle wichtigen Lebensbereiche ein. Chronische Schmerzen sind ein ernstzunehmendes gesundheitliches Problem, das sowohl körperliche als auch psychische Auswirkungen haben kann.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
- Medikamente
Da Medikamente immer auch Nebenwirkungen haben, die sich u.U. erst zeitlich verzögert äußern, und Schmerzmittel nicht zwangsläufig die erwünschte Wirkung zeigen, gilt es deren Einsatz sorgfältig zu prüfen.
- Aktive Schmerzbewältigungsstrategien
Der Behandlungsschwerpunkt bei chronischen Schmerzen liegt auf sogenannten aktiven Schmerzbewältigungsstrategien, also allen nicht-medikamentösen Maßnahmen, die die Betroffenen prinzipiell selbst ausführen können. Dazu zählen bspw. Aufbau einer regelmäßigen Tagesstruktur, Üben von Entspannungstechniken, regelmäßige körperliche Bewegung, Einsetzen von TENS (transkutane elektrische Nervenstimulation) u.v.m.
Werden aktive Schmerzbewältigungsstrategien länger konsequent im Alltag umgesetzt, so können die Verknüpfungen von Schmerzen mit bestimmten Situationen und (körperlichen) Vorgängen vom Gehirn sozusagen wieder „verlernt“ werden. Der Schmerz kann allmählich in den Hintergrund treten und neuer Raum für die eigentlich wichtigen Dinge im Leben entstehen.
- Unsere therapeutischen Angebote für Kinder und Jugendliche
Mit unseren multimodalen Therapieangeboten möchten wir betroffene Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, die Schmerzen in den Griff zu bekommen, die schmerzbedingten Beeinträchtigungen zu verringern und eine weitere Chronifizierung zu verhindern.
Interdisziplinäre Schmerzsprechstunde
Die interdisziplinäre Schmerzsprechstunde richtet sich an Kinder und Jugendliche, die an chronischen Schmerzen leiden. Dabei ist die Betrachtung der Schmerzen immer multimodal und ganzheitlich. Das heißt, es werden körperliche, psychische und soziale Aspekte einbezogen unter Berücksichtigung der jeweiligen Entwicklungs- und Lebenssituation des betroffenen Kindes und Jugendlichen.
Im Rahmen einer interdisziplinären Schmerzsprechstunde erfolgt neben einer umfassenden Diagnostik, eine multimodale Basisbehandlung und es werden individuelle Empfehlungen für die ambulante Weiterbehandlung abgeleitet. Wir überprüfen außerdem, ob bereits alle erforderlichen und sinnvollen medizinischen Untersuchungen bei Ihrem Kind durchgeführt worden sind.
Multimodale Gruppentherapie
Die multimodale Gruppentherapie bei chronischen Schmerzen ist die gleichzeitige, inhaltlich eng aufeinander abgestimmte Behandlung chronischer Schmerzen durch unterschiedliche therapeutische Disziplinen:
- Bewegungs- und Sporttherapie
- Psychologische Schmerztherapie
- Ärztliche Edukation
- Entspannungsverfahren
Zugrunde liegt das bio-psycho-soziale Modell des Schmerzes. Ziel der Therapie ist es, durch Änderung der Schmerzverarbeitung die Häufigkeit und die Stärke der Schmerzen zu verringern sowie die Lebensqualität im Alltag, in der Schule und in der Freizeit wieder zu steigern.
Unsere multimodale Schmerztherapiegruppe für Kinder und Jugendliche bieten wir zweimal pro Jahr an. Die Therapie dauert 10 Wochen und findet schulbegleitend mittwochs in der Zeit von 14.00 - 18.00 Uhr statt. Die Schulferien sind therapiefreie Zeit.
Die Gruppe bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in einer vertrauensvollen Atmosphäre mit anderen Betroffenen auszutauschen und gegenseitige Unterstützung zu erfahren.
Bei Interesse können Sie sich gerne an uns wenden und einen Untersuchungstermin vereinbaren.