Soziale Kontakte pflegen

Manchmal fühle ich mich mit meinen Schmerzen ziemlich allein gelassen.  Wie es mir geht, kann sich doch keiner vorstellen.  Ich merke zwar, wie gut es mir tut, Zeit mit meinen Lieben zu verbringen - wenn ich doch nur nicht immer so gereizt und dünnhäutig wäre! Eigentlich bin ich nur froh, wenn keiner etwas von mir will.

Chronische Schmerzen können das soziale Leben ganz schön einschränken. Bei den gewohnten Hobbys, gemeinsamen Urlauben oder im Beruf– immer ist es, als stünden die Schmerzen im Weg. Schmerzverstärkungen z.B. durch längeres Sitzen, Stehen oder Reizüberflutung führen dazu, dass sich viele Betroffene immer mehr zurückziehen. Sie wollen sich keine Blöße geben, anderen nicht zur Last fallen oder ertragen schlichtweg die vielen Gespräche und Eindrücke um sich herum nicht mehr. So werden nach und nach Freizeitaktivitäten, Hobbys oder Vereinstätigkeiten weniger und damit auch das Gefühl, dazu zu gehören. Dabei ist der Wunsch nach sozialer Verbundenheit ein grundlegendes menschliches Bedürfnis.

Sei es in Beruf, in der Familie oder in der Freizeit, das Leben eines jeden Menschen ist eingebettet in soziale Beziehungen. Auch Sie erleben Glück, Anerkennung und Zufriedenheit oft in der Gemeinschaft mit anderen. Deshalb ist soziale Unterstützung eine der wichtigsten Schutzfaktoren angesichts von Krisen und Herausforderungen. Auf Einsamkeit oder soziale Isolation hingegen reagiert der Mensch mit Stresssymptomen. Um ihrem Schmerz etwas entgegensetzen zu können, brauchen gerade Menschen mit chronischen Schmerzen soziale Anerkennung und ein Gefühl der Zugehörigkeit. Wie kommt es dazu, dass Menschen unter Einsamkeit leiden und wie ist es möglich, aus der Isolation herauszufinden?  Das Übungsblatt 1 gibt dazu eine Anleitung.

Beziehungen können jedoch auch selbst eine Belastung werden. Viele Menschen mit chronischen Schmerzen leiden darunter, dass man ihnen den Schmerz nicht ansieht. Kommentare von Mitmenschen, wie „Du siehst aber gut aus!“ werden von ihnen als versteckte Kritik wahrgenommen. Sie meiden zunehmend das Gespräch mit anderen und ziehen sich zurück. Nicht selten kommt es zu Konflikten. Das kostet Kraft und tut zusätzlich weh. 

Häufig liegen diesen sozialen Konflikten Schwierigkeiten in der Kommunikation, z.B. im Äußern von Bedürfnissen, Gefühlen und Grenzen zugrunde. Eine gelungene Kommunikation ist daher der Schlüssel zu positiven Beziehungserfahrungen. Ein wertvoller Tipp für eine gelungene Kommunikation wird im Übungsblatt 2 beschrieben.

Soziale Kontakte während Corona

Die aktuelle Situation im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ist mit zusätzlichen Einschränkungen im Sozialleben verbunden. Um die Ausbreitung des Virus zu vermeiden, sollen körperliche Nähe und Versammlungen im öffentlichen Raum vermieden werden. Der in diesem Zusammenhang verwendete Begriff des "Social Distancing" (deutsch: soziale Distanzierung) ist jedoch missverständlich! Die oben genannten Maßnahmen zielen nicht auf eine soziale, sondern auf eine körperliche Distanzierung ab, denn nur diese ergibt zur Vorbeugung einer Virusinfektion Sinn.

Soziale Unterstützung hingegen ist mehr denn je gefragt und sie zeigt sich in diesen Zeiten in unterschiedlichsten Formen. Seien auch Sie kreativ und nutzen sie alle Möglichkeiten, die sie haben, um mit ihren Lieben in Kontakt zu bleiben! Vielen Menschen wird der Wert sozialer Beziehungen gerade jetzt bewusst und vielleicht können auch Sie die Gelegenheit nutzen, um sich folgende Fragen zu stellen: welche Bedeutung haben Beziehungen aktuell in meinem Leben und welche Bedeutungen möchte ich ihnen verleihen?

Quellen: https://www.palverlag.de/lebenshilfe-abc/krisen.html


Anregungen für Sie zu Hause

  • Gehen Sie auf Menschen zu, denen Sie vertrauen und sprechen Sie mit diesen auch offen über Ihre Schmerzen und die schmerzbedingten Veränderungen in Ihrem Leben. Gespräche können entlasten und schaffen Nähe.
  • Suchen Sie Kontakt zu warmherzigen und humorvollen Menschen, und meiden Sie die Kontakte, bei denen kein Geben und Nehmen auf Augenhöhe möglich ist.
  • Werden Sie wieder aktiv! Knüpfen Sie an frühere Hobbys und Aktivitäten an! Achten Sie dabei auf Ihre veränderten Belastungsgrenzen und kommunizieren Sie diese ohne Rechtfertigungsdruck und Schamgefühle
  • Probieren Sie etwas Neues aus und lassen Sie sich von anderen inspirieren! Vielleicht wollten Sie schon immer mal E-Bike fahren, Line Dance ausprobieren oder Rosen züchten.
  • Engagieren sie sich für die Menschen aus ihrem sozialem Umfeld mit Ihren besonderen Stärken und Erfahrungen, gewinnen Sie dadurch auch wieder Kraft für sich selbst.