Schmerz beeinflussen können, ihm nicht ausgeliefert sein, seine Funktion verstehen
Viele Patienten mit langen andauernden quälenden Schmerzen, die auch in mehreren Körperregionen gleichzeitig auftreten können, Ganzkörperschmerz oder „Weichteilrheuma“ haben oft eine Odyssee durch viele medizinische Einrichtungen und Arztpraxen hinter sich. Sie werden von einem Facharzt nach dem anderen untersucht, haben eine dicke Akte mit unzähligen gesammelten Befunden und werden doch immer wieder enttäuscht. Obwohl oft aufwändige und zeitraubende Untersuchungen durchgeführt werden, wächst die Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit, da eine eindeutige körperliche Ursache, die die Beschwerden erklären würde, nicht gefunden werden kann.
Viele Betroffene stoßen immer häufiger auf Unverständnis bei ihren Angehörigen, Freunden aber auch bei Behandlern. Viele haben das Wort „Simulant“ schon gehört und zweifeln allmählich nicht nur an der Medizin und den Ärzten, sondern auch an sich selbst. Das Selbstwertgefühl nimmt ab, der Schmerz, die Einschränkungen und Probleme (seelisch, privat, beruflich) werden immer größer.
Auch wenn bei der somatoformen Schmerzstörung keine auffälligen Untersuchungsergebnisse vorliegen und der Körper bei z.B. Labor-, Röntgen-, MRT- oder CT-Untersuchungen gesund erscheint, gibt es keinen Zweifel daran, dass die Schmerzen echt sind und nicht eingebildet werden.
Schmerz und Stress werden im Gehirn ähnlich verarbeitet. Die Schmerzempfindung entsteht im Gehirn in Arealen dort, wo auch Gefühle und Stressbelastungen verarbeitet werden. Das erklärt, warum seelischer und sozialer Stress, negative Gefühle oder unangenehme Empfindungen eng miteinander verwoben sind und sich deshalb gegenseitig beeinflussen können. Das heißt, dass Verarbeitungsprozesse auf neurobiologischer Ebene dazu führen, dass beispielsweise Stress, Angst, Ausgrenzung oder Traurigkeit nicht nur als seelischer Schmerz erlebt werden, sondern auch körperliche Schmerzen entstehen und das Leben beeinträchtigen. Diese Zusammenhänge lassen sich sogar im Rahmen wissenschaftlicher funktioneller Untersuchungen am Gehirn sichtbar machen.
Oft ist es für die Betroffenen schwer, sich eine psychische Ursache ihrer Beschwerden vorzustellen oder dies zu akzeptieren.
Somatoforme Schmerzen werden heute durch ein sogenanntes multimodales Therapiekonzept behandelt, d.h. die Beschwerden werden ganzheitlich auf körperlicher und psychosozialer Ebene behandelt. Man spricht von einem sogenannten bio-psycho-sozialen Behandlungskonzept.
Alle Therapiebausteine finden als Gruppentherapie statt, da dies die Wirksamkeit der Therapie steigert.
Vor Aufnahme in das Gruppenprogramm für somatoforme Schmerzstörungen überprüfen wir im Rahmen einer umfassenden interdisziplinären Diagnostik, ob alle erforderlichen und sinnvollen medizinischen Untersuchungen bei Ihnen durchgeführt worden sind. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Diagnostik auf der körperlichen Ebene meist sehr ausführlich betrieben wurde.
Behandlungselemente und Behandlungsrahmen
Da einzelne Therapieverfahren bei somatoformen Schmerzen in der Regel nicht wirksam sind, setzen wir in unserem Programm verschiedene Therapien in einem erprobten Gesamtkonzept ein, um den Körper und die Psyche im Sinne einer Einheit zu behandeln. Dies nennt man das multimodale Behandlungskonzept.
Behandlungselemente:
- Medizinische Schulungen und Wissensvermittlung
- Psychotherapeutische Gruppensitzungen
- Entspannungstraining
- Achtsamkeitstraining
- Medizinische Trainingstherapie
- Ärztliche und psychotherapeutische Einzelgespräche
- Zusätzliche Elemente z.B.: Naturerleben, Eutonie…
Ablauf
Die Therapie findet in einer Gruppe von 8 Patienten statt, die gemeinsam am Therapieprogramm teilnehmen. Das bietet Ihnen die Möglichkeit, in einer vertrauensvollen Atmosphäre mit anderen Betroffenen Erfahrungen auszutauschen und gegenseitige Unterstützung zu erfahren.
Das Therapieprogramm orientiert sich an psychosomatischen Behandlungskonzepten und umfasst in der Regel acht Therapiewochen (etwa 40 ganztägige Behandlungstage).